Der Mount Aspiring Nationalpark gilt als einer der schönsten Neuseelands. Die vergletscherten Berge und ruhigen Täler locken sowohl Wanderer als auch Bergsteiger in die Gegend - und uns ist er natürlich auch nicht entgangen! Vier Tage waren wir nun mit dem Rucksack unterwegs und haben vieles gesehen und erlebt. Als Ziel haben wir uns das Matukituki Valley ausgesucht. Schon die Anreise mit dem Auto war ein Abenteuer für sich. 33 km ging es über eine extrem holprige Schotterstraße in die Wildnis. Ich habe noch nie eine so schlechte Straße gesehen. Die Stoßdämpfer quietschen und die Vorderradachse drohte jeden Moment zu brechen. Teilweise musste man sogar durch ein paar Flüsse hindurch fahren!
Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dann doch am Carpark angekommen und konnten loslaufen. Inzwischen war es schon 13 Uhr und so war nicht sicher, ob wir unser Tagesziel, den Cascade Saddle, überhaupt noch erreichen würden...
Die ersten 2,5 Stunden bewegten wir uns im Tal durch Farmland, wo die Kühe grasten und man aufpassen musste wo man hintritt. Doch als wir die Aspiring Hut erreichten wussten wir, dass wir endgültig im Nationalpark angekommen sind. Ein netter Ranger begrüßte uns und lud uns ein, einen Teil unseres viel zu schweren Gepäcks in der Hut zurück zu lassen.
Klingt nach Spass!
Der Plan sah folgendermaßen aus: noch am selben Tag über einen Gebirgsrücken klettern, um auf der anderen Seite zu campen, am nächsten Tag einen Ausflug zum Cascade Saddle zu machen und danach wieder zurück zur Hut laufen. Das ganze war schwerer als erwartet. Der Aufstieg war so extrem steil, dass wir erst um 8 Uhr Abends oben angekommen sind! Es war mit Sicherheit der härteste Aufstieg, den ich je hinter mich gebracht habe! Man musste teilweise klettern während das Gepäck einen ständig nach unten zog. So sank die Motivation bis uns eine Gruppe von Leuten entgegen kam. Wir fragten sie ob es die Strapazen wirklich wert sei und einer von ihnen antwortete: "It was the best day of my life!".
Die Warnschilder gelten übrigens vor allem für den Winter, in dem das alles noch durch Eis und Schnee erschwert wird. Für uns war es ein Rätsel wie man einen solchen Trip bei solchen Bedingungen überleben kann. Die letzten Meter bis zum höchsten Punkt kosteten uns alle Kraft, die wir aufbringen konnten. Wir brauchten für 6 km über 5 Stunden! Doch als sich die Aussicht auf der anderen Seite zu erkennen gab, waren wir wie neu geboren. Inzwischen stand die Sonne sehr tief und hüllte die schneebedeckten Gipfel in weiches Licht. Der Cascade Saddle ist ein anderer Sattel, der auf einer Seite fast senkrecht mehrere hundert Meter abfällt. Direkt dahinter zieht sich der riesige Dart Gletscher in die Tiefe. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen! Von der Spitze ging es nun wieder 300 m zu einem Bach hinunter, wo wir unser Zelt aufbauten und Abendessen kochten.
Um das Gewicht auf unserem Rücken so niedrig wie möglich zu halten, stellten wir dieses Mal unseren Ernährungsplan auf den Kopf: zum Abendessen gab es Tortillas mit Couscous und zum Frühstück Müsli mit Milchpulver und Wasser - Schmeckt so gut wie es klingt!
Am nächsten Morgen ging es dann mit leichtem Gepäck zum Cascade Saddle. Die Rucksäcke ließen wir zurück und beschwerten sie mit Steinen, um sie für die zahlreichen Keas unerreichbar zu machen.
Der Mount Aspiring.
Am Sattel fühlte man sich wie auf dem Dach eines Wolkenkratzers. Bloß nicht zu nahe an den Rand gehen sonst lernt man fliegen! :D
Danach holten wir unser Gepäck und gingen über den selben Gebirgsrücken zurück zur Aspiring Hut. Auf der Spitze lernten wir dann Alex, einen Australier, kennen und so konnten wir uns noch einige Minuten vor dem Weiterlaufen drücken. Für den Abstieg brauchten wir fast so lange wie für den Aufstieg. Die Knie drohten zu brechen und die Füße zu bluten ( keine Übertreibung :D ).
In der Nähe der Hütte suchten wir uns anschließend eine Stelle für unser Zelt. Eine der riesigen Wiesen lud uns zum Campen ein. Es gibt wohl nichts Besseres als morgens mit so einer Kulisse aufzustehen!
Der dritte Tag war etwas entspannter als die beiden vorherigen. Das Tagesziel hieß Liverpool Hut im oberen Matukituki Valley. Etwa zwei Stunden ging es durch die gerade beschriebene Landschaft auf ebener Strecke in Richtung Norden. Das Wasser der Flüsse hier war so klar, dass wir es ohne Bedenken trinken konnten und nur selten kamen uns andere Leute entgegen. Die Hut liegt an der Buschgrenze also blieb uns ein weiterer Aufstieg nicht erspart. Die Rucksäcke ließen wir jedoch im Tal und so war das ganze relativ entspannt.
Die kleine, rot leuchtende Hütte wirkte so gemütlich, dass unsere Entscheidung zum Zelten im Tal fast schon wieder bereuten. Drinnen angekommen blickten wir in ein vertrautes Gesicht: Alex, der Australier. So blieben wir länger als geplant auf der Hut und genießten zusammen den perfekten Blick auf den Mount Aspiring.
Es war schon Abend als wir uns dann doch noch zum Aufbrechen überwinden konnten und eine passende Stelle für unser Zelt fanden. Am letzten Tag ging es dann nur noch zurück zum Auto. Wir legten noch eine Pause an der Aspiring Hut ein, um uns von dem Ranger zu verabschieden, und folgten dann dem Weg durch das Farmland zurück zum Carpark. Ein sehr gelungener Trip war nun zu Ende und vor uns lagen 33 km Schotterstraße bis nach Wanaka...
Ich habe diesen Eintrag dieses Mal absichtlich länger gestaltet und bin auch auf Details eingegangen - ihr könnt ja mal schreiben was ihr davon haltet ;-)
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